Zu Samhain, dem keltischen Jahresbeginn, endet das alte Jahr und macht Platz für Neues. Während das Kalenderjahr noch in vollem Gange ist, markiert Samhain für viele eine Art spirituelles Neujahr. Ursprünglich vor allem von den Kelten gefeiert, dient Samhain als Zeit der Rückschau und des Übergangs. Die dunkler werdenden Tage und die Natur, die sich zurückzieht, erinnern uns an den Kreislauf von Leben und Tod und daran, dass jedes Ende ein Neuanfang ist.
Doch was bedeutet das konkret? Samhain fordert uns heraus, die Kontrolle loszulassen und auf den Fluss des Lebens zu vertrauen. Der Prozess des Loslassens, des Nach-Innen-Gehens und des Erneuerung ist eine Einladung, Altes abzulegen und Raum für Neues zu schaffen – im Einklang mit dem Rhythmus der Natur.
Die Natur als Vorbild: Loslassen im Zyklus des Lebens
Gerade jetzt, zur Herbstzeit, können wir den Prozess des Loslassens in der Natur wunderbar beobachten: Bäume werfen ihre Blätter ab, Pflanzen ziehen ihre Energie in die Wurzeln zurück, und alles Lebendige bereitet sich auf die Winterruhe vor. Diese Rückzugsphase symbolisiert eine innere Stärkung, in der der Boden für neues Wachstum vorbereitet wird. Auch wir können uns daran orientieren und uns erlauben, das Alte bewusst loszulassen, uns auf das Wesentliche zu fokussieren und innerlich zur Ruhe zu kommen.
In dieser Dunkelheit liegt ein besonderer Zauber, der uns auffordert, nicht nur unser Äusseres, sondern auch unser Inneres zu betrachten. Welche alten Muster und Überzeugungen behindern uns? Welche Ängste oder Glaubenssätze haben ausgedient? Diese Zeit des Jahres fordert uns auf, einen tiefen Blick in uns selbst zu werfen und uns von dem zu trennen, was nicht mehr zu unserem neuen Ich gehört.
Der Jahreskreis und die spirituelle Bedeutung von Samhain
Der Jahreskreis – wie ihn die Kelten lebten und feierten – ist in vielerlei Hinsicht eine Reise der Transformation. Samhain ist der Anfangspunkt, an dem der Zyklus der Dunkelheit und des Lichts beginnt, ein Kreislauf, der uns das gesamte Jahr über begleitet. In gewisser Weise ist Samhain eine Zeit, in der wir Abschied nehmen vom Alten und Raum für Neues schaffen.
Samhain ist zudem eine Zeit, in der der Schleier zwischen den Welten – unserer physischen Welt und der spirituellen Welt – besonders dünn ist. Diese Idee stammt aus dem Glauben der Kelten, die glaubten, dass in dieser Zeit Ahnen und verstorbene Seelen besonders nah sind. Für uns bietet dies eine Gelegenheit, über unser Erbe nachzudenken und uns mit denjenigen zu verbinden, die vor uns gelebt haben. In dieser Verbindung steckt eine Weisheit, die weit über das Hier und Jetzt hinausgeht und uns stärkt, neue Wege zu gehen.
Rituale und Inspirationen für Samhain
Wenn du neugierig bist und Samhain feiern möchtest, sind hier einige Rituale und Reflexionsmöglichkeiten, die du ausprobieren kannst:
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Ein Ritual des Loslassens: Schreib auf, welche Gewohnheiten, Gedanken oder Ängste du loslassen möchtest. Zünde eine Kerze an und verbrenne das Papier als symbolischen Akt des Abschieds. Dies ist ein einfacher, aber kraftvoller Weg, Altes loszulassen und Platz für Neues zu schaffen.
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Reflexion über die Ahnen: Die Ahnenverehrung ist eine kraftvolle Möglichkeit, sich mit der eigenen Vergangenheit zu verbinden. Zünde eine Kerze für deine Ahnen an und verbringe ein paar Minuten in Dankbarkeit für das, was sie dir hinterlassen haben – ihre Erfahrungen, ihre Weisheit und ihre Lektionen, die in dir weiterleben.
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Innere Einkehr und Meditation: Nutze die dunkler werdenden Tage, um mehr in die Stille zu gehen. Eine Meditation zur Selbsterforschung kann helfen, dich auf die Essenz deines Seins zu besinnen. Lass deinen Geist zur Ruhe kommen und achte darauf, was in deinem Inneren auftaucht. Welche Wünsche oder Visionen für das neue Jahr zeigen sich?
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Natur erleben und die eigene Balance finden: Ein Spaziergang im Wald kann dir helfen, dich mit den Zyklen des Lebens zu verbinden und inneren Frieden zu finden. Wenn du durch das raschelnde Laub gehst, kannst du die Verbindung zur Natur spüren und dich daran erinnern, dass auch du Teil dieses natürlichen Kreislaufs bist.
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Kochen und Essen als Ahnenritual: Samhain kann auch eine Gelegenheit sein, verstorbene Ahnen zu ehren, indem du Gerichte kochst, die sie gern gegessen haben. In dieser Zeit des Genusses und der Verbindung zu den eigenen Wurzeln wird das Essen selbst zu einem spirituellen Erlebnis.
Das Spiel der Dunkelheit und des Lichts
Samhain lehrt uns, dass das Leben aus einem stetigen Fluss von hell und dunkel besteht. Wie der Wechsel der Jahreszeiten, so besteht auch unser innerer Zyklus aus Wachstums- und Rückzugsphasen. Der Herbst und Winter repräsentieren das Loslassen und das Nach-Innen-Kehren, eine Zeit der Reflexion, in der wir uns selbst besser kennenlernen können.
Gerade in diesen dunklen Tagen erkennen wir oft Seiten an uns, die wir sonst nicht wahrnehmen. Ängste und Unsicherheiten treten zu Tage, doch ebenso die Kraft, sich diesen Herausforderungen zu stellen und sie zu integrieren. Dies ist eine wertvolle Gelegenheit, alte Muster zu erkennen, zu reflektieren und sich für einen Neubeginn zu öffnen.
Wenn wir den Zyklus der Natur beobachten, erkennen wir, dass alles einem natürlichen Fluss folgt. Jedes Jahr aufs Neue beginnt die Natur mit Samhain, ihrem eigenen Neuanfang, indem sie die Blätter fallen lässt und die Energie zurückzieht. Dieser Zyklus ist eine Einladung für uns, in Harmonie mit uns selbst und unserer Umgebung zu leben. Durch das bewusste Erleben dieser Rituale und Reflexionen kann Samhain uns helfen, mit den Herausforderungen des Lebens besser umzugehen und neue Kraft zu schöpfen.
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